Donnerstag, 4. Oktober 2018

Unsere Heimat - das versunkene Dorf Steinbrückmühle

Die Zeitungsberichte im Sommer hatten mich neugierig gemacht, allerdings waren die Enkelkinder nicht für einen Besuch des wiederaufgetauchten Dorfes zu begeistern. Ein Mittagessen bei Witwe Bolte wurde der Exkursion in die Vergangenheit vorgezogen.

Aber gestern bot sich die Chance. Auf dem Rückwege von einem Mandantentermin in Burkersdorf, bei schönstem Herbstwetter stand ich plötzlich an der weitestgehend leeren Talsperre Lehnmühle. Das Verbotsschild, den Stauraum nicht zu betreten ignorierte ich wie viele andere und wanderte los. Schon nach wenigen Mtern kam eine alte Brücke in Sicht, kein steinerner Bogen, eher eine Betonplatte.




In der Zeitung sah sie aber völlig anders aus, also einfach weiter auf festem Untergrund. Bäume und Strächer am Wegensrand blieben bald zurück und ich war da, wo seit mehr als 85 Jahren nur noch Wasser war. Die Baumstubben am Straßenrand wirkten als wenn die Bäume erst letzten Herbst gefällt worden wären.

Es war schon ein etwas merkürdiges Gefühl, auf einer Allee ohne Bäume zu wandern, auf der abgesehen von den Schaulustigen der letzten Wochen seit Jahrzenten keiner mehr gegangen, geschweige denn gefahren war. 

Und dann kam sie in Sicht, die echte Steinbrücke. Relativ klein und unscheinbar, aber irgendwie beeindruckend schön. Kaum vorstellbar, dass sich auf dieser Straße und über diese Brücke bis 1932 der gesamte Fahrzeugverkehr zwischen Wolkenstein, Olbernhau, Frauenstein und Bad Schmiedeberg abgespielt hat.



Mit etwas Phanasie konnte man in Feldsteinansammlungen Grundmauern abgerissener Häuser erkennen. Dem Vernehmen nach füllte sich die Talsperre im Frühjahr 1932 schneller als geplant und die letzten Bewohner mussten mit Booten aus ihren Häusern gerettet werden,



Heimatkunde zum Anfassen an einem wunderschönen Donnerstagabend.



Ich glaube, ich komme noch einmal her, bevor alles wieder versinkt.