Sonntag, 18. November 2018

Gedanken zum Doppelhaushalt 2019 / 2020


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Frau Erler, liebe Stadträtinnen und Stadträte,


es ist üblich, an dieser Stelle Gedanken zu äußern, die nicht ausschließlich einem konkreten Thema gelten.


Es ist meine zweite Haushaltdebatte die ich als Stadtrat miterleben und zumindest zum Teil auch mit gestalten kann. Vor zwei Jahren hatte ich mich dieser Gepflogenheit noch verschlossen, zu ungewohnt war das Terrain, zu unsicher fühlte ich mich.

Beim zweiten (und vielleicht letzen Mal, wenn die Bürger es so wollen) verschließe ich mich dem Mainstream nicht.


In Haushaltdiskussionen wird auch immer etwas gebarmt,  es werden Mängel kritisiert und Vorschläge unterbreitet. Auch das will ich tun - aber vorher das Positive der letzten zwei Jahre würdigen.


Wir jammern auf hohem Niveau!

Pirna, insbesondere unsere Altstadt, ist sicher  eine der schönsten Städte Deutschlands. „Auferstanden aus Ruinen“ in den letzten 29 Jahren  - ein Polizeiruf 110, der letzte Woche im MDR ausgestrahlt wurde und der Ende der 70er, Anfang der 80 Jahre des letzten Jahrhunderts in unserer Altstadt gedreht worden war, rief mir die Vergangenheit noch einmal zurück und machte die Größe des Wandels und der Umgestaltung überdeutlich. Ich bin sicher, viele Menschen die unsere Stadt kennen und nicht hier wohnen beneiden uns um dieses Kleinod.

Es wurden Schulen und Kitas saniert oder neu gebaut, die ohne vorhandene Engpässe und Unzulänglichkeiten zu verkennen, unseren Kindern und Jugendlichen sehr gute Entwicklungsbedingungen bieten. Und wir haben  Freizeiteinrichtungen die auch Menschen aus der Umgebung anlocken:

  • Geibeltbad,
  • Tom Pauls Theater
  • Kleinkunstbühne Q24 und die 
  • Richard Wagner Stätten seien beispielhaft genannt.

Wir wollen heute über  einen Haushalt mit einem Volumen von 81,4 Mio Euro beschließen, das sind mehr als 2.000 Euro / Einwohner, die wir für unsere Bürgerinnen und Bürger in einem Jahr ausgeben wollen.


Ich habe mich gefragt, ist das viel oder wenig? Bezogen auf unsere Wünsche und Begehrlichkeiten ist es sicher zu wenig. Im Durchschnitt vergleichbarer Städte, kann sich dieses Volumen sicher sehen lassen: Freiberg  hat bei einem vergleichbaren Haushaltvolumen etwas mehr Einwohner, Freital bei einem Volumen von ca 70 Mio Euro knapp 40.000 Einwohner. Also etwa 1.750 Euro / Einwohner. Über einen  deutlich größeren Haushalt verfügt die Landeshauptstadt Dresden: ca. 2.900 Euro /Einwohner.


Wir sind in der Region nicht abgehängt, wir  haben viel erreicht, wir können noch viel erreichen. Aber wir sind nicht Stadträte um uns jeden Tag auf die Schulter zu klopfen, sondern um 


    • Gutes noch besser,
    • Schlechtes gut und
    • nicht Ausreichendes ausreichend


zu machen


Neben seinem finanziellen Volumen besticht der Doppelhaushalt auch durch seinen körperlichen Umfang: 676 Seiten Text.


Es spricht für den Fleiß der Verwaltung und die Komplexität der Materie und ist ein großen Dankeschön insbesondere an unsere Kämmerin Frau Erler und alle damit befassten MItarbeiter und Mitarbeiterinnen wert, aber stadtratsfreundlich ist dieses Werk nicht wirklich.


Eine ohnehin schwer verständliche , manchmal kaum durchschaubare Materie ausschließlich in dieser Form aufzubereiten sollte im Zeitalter der Digitalisierung  nicht mehr Standard sein. Das ist für uns, die wir uns im Ehrenamt nach getaner Arbeit damit befassen schlichtweg eine Zumutung.


Ich hatte vor 2 Jahren in der Diskussion gefragt, ob es nicht anders geht, ich glaube die Antwort der Verwaltung war, man wolle drüber nachdenken. Das Ergebnis des Nachdenkens ist zumindest von der Form her unverändert ernüchternd. Wie es besser geht zeigt die Website der Landeshauptstadt Dresden: „ein Blick mit Klick“ ermöglicht eine Arbeit mit dem Zahlenwerk die effektiv ist und geradezu Freude macht. Das wäre unser Wunsch für den nächsten Doppelhaushalt.


Unter der Pirnaer Variante leidet aber auch die inhaltliche Arbeit, es bleiben Vorschläge Flickwerk, weil der Blick für das große Ganze nicht ohne weiteres herstellbar ist.


Wir sind überzeugt, dass die Stadtverwaltung den vorliegenden Haushaltplan auch bestem Wissen und Gewissen erstellt hat - Vertrauen ist für unsere Arbeit wesentlich, denn wir haben gemeinsame Aufgaben zu lösen.


Doch manchmal bin ich mir nicht sicher,  ob alles was uns vorgelegt wird handwerklich gut und optimal vorbereitet ist.


Beispiel IPO: Ein gewaltiges Projekt mit gewaltigen Informationsdefiziten die jetzt im Nachgang behoben werden müssen. Das hätte man anders vorbereiten können. Und müssen!

Satzung über die Gästetaxe:  Statt langfristiger Vorbereitung eines Projekts von dessen Notwendigkeit eigentlich fast alle  überzeugt sind, wird uns eine teilweise inkonsistente Vorlage vorgelegt, die zwischen Stadtrat und dem zuständigen Ausschuss mehrfach hin und her verwiesen wurde. Das Ergebnis ist bekannt, wir hatten die Verlage ja gerade auf der Tagesordnung. Inhaltlich kann man sicher zufrieden sein, das späte Inkrafttreten war der Mehrheitswille.


Der aus unserer Sicht entscheidende Schwachpunkt des Doppelhaushalts ist der Fakt, das die Aufwendungen über den Erträgen liegen. Das ist, wenn auch haushaltrechtlich sachgerecht  und genehmigungsfähig, nicht zufrieden-stellend. Das ist die Ingangsetzung eines langfristigen Vermögensverzehrs.


Eine Bitte von uns an diejenigen die mit einer Fraktion im Landtag vertreten sind, egal ob in  Regierungsverantwortung oder in der Opposition:   ich weiß nicht wie man die Finanzierung unserer Städte und Gemeinden besser gestalten kann, aber ich bin mir relativ sicher, dass es so, wie es jetzt gemacht wird zukünftig und langfristig nicht funktionieren wird. Machen Sie bitte Ihren Einfluss im Interesse auch unserer Stadt geltend um zukünftig eine bessere Finanzausstattung unserer Kommunen zu erreichen.


Meine sehr verehrten D+H, letztlich bleibt mir festzustellen, 

dass unsere Fraktion dem vorliegenden Entwurf trotz noch offener Wünsche die Zustimmung geben wird. Wir haben  dazu auch einen Antrag zur Verbesserung der Finanzausstattung des Citymanagements gestellt und wünschen uns natürlich, dass wir hier eine Mehrheit finden werden. Und ansonsten hoffen wir, dass im Rahmen einer konstruktiven Haushaltabwicklung noch Verschiebungen zwischen einzelnen Positionen möglich sind. Die Beispiele Diesterweg Grundschule und Sporthalle für das Evangelische Schulzentrum zeigen, dass vieles möglich ist.


Vielen Dank


(Thomas Gischke)








Dienstag, 13. November 2018

Im Stadtrat gelauscht - so geht Haushalt

Doppelhaushalt 2019 /2020



Auf der Tagesordnung stand die Haushaltsatzung 20ß19 / 2020 mit einem jährlichen Volumen von mehr als 80 Millionen Euro. Zunächst aber wurde - wieder einmal - die Satzung über die Gästetaxe besprochen. Letztlich wurde inhaltlich ein Kompromiss gefunden. Aber die Einführung zum empfohlenen Stichtag 1.7.2019 wurde dem Antrag der CDU Fraktion entsprechend und gegen unsere Stimmen abgelehnt. Somit tritt die Satzung erst zum 1. Januar 2020 in Kraft. Dadurch  entsteht eine Deckungslücke von 61.000 €. Einen  sachlichen Grund für die Verschiebung trugen die Befürworter leider nicht vor. Sicher war es mehr aus Prinzip.



Aber wenigsten unser Vorschlag der Führung eines Vermieterregisters wurde vorbehaltlich der rechtlichen Zulässigkeit in die Satzung aufgenommen um wenigsten die Chance zu haben, die Vollständigkeit der Zahlungen überprüfen zu können.



Bevor es dann in die Haushaltsdiskussion ging  stand die Finanzierung des Neubaus der Turnhalle für das evangelische Schulzentrum zur Debatte. Dankenswerterweise hatte die Verwaltung in Person von BM Lang einen Vorschlag zur Hand, der aus außerplanmäßigen Überschüssen des Jahres 2018 die benötigten Mittel in Höhe einer knappen Million bereitstellte. Wenn alle Probleme so einfach lösbar wären! Im Nachgang beschloss der Stadtrat mit deutlicher Mehrheit eine Absichtserklärung zur Finanzierung der Turnhalle und die Verwaltung versprach noch im Dezember einen entsprechenden Beschlussvorschlag einzubringen. Die blanke Harmonie. Die vielen Gäste, darunter Eltern und Kinder,  honorierten es mit Beifall!



Nach der Pause folgten zunächst die obligatorischen Statements der Fraktionsvorsitzenden zum Haushaltsentwurf. Bis auf die Pirnaer Bürgerinitiativen stellten alle Fraktionen dabei ihre Zustimmung zur Haushaltsatzung in Aussicht.




Es verblieben nach einer langwierigen Diskussion nur  3 Positionen in denen der Haushalt geändert werden sollte:


  • Ausgleich der Mindereinnahmen von 61.000 Euro aus dem Verschieben der Gästetaxe in 2019
  • Erhöhung des Zuschusses für das Citymanagement Pirna um jährlich jeweils 50.000 Euro
  • Ausgleich der Mehrkosten für die Sportvereine, die kreiseigene Sporthallen nutzen von jeweils 22.500 Euro durch den städtischen Haushalt



Es wurden verschiedene Deckungsvorschläge erörtert von denen letztlich der Vorschlag von Frau Häcker, Linke  zur Entnahme aus der Rücklage den Gefallen der „Verwaltung“ fand. Das führt letztlich zu einer um diese Beträge erhöhten Kreditaufnahme, da die Eigenmittel für Investitionen sich ermäßigen. Der Stadtrat stimmt dieser Deckungsquelle mehrheitlich zu.


Für die Erhöhung des Zuschusses für das Citymanagement hatten sich Ralf Wätzig und unsere Fraktion stark gemacht. Auch die Fraktion PKM unterstützte uns. Der Rat folgte dann unserem Antrag mehrheitlich. Bei der Beschlussfassung mussten Ralf Wätzig und ich uns wegen unserer Mitgliedschaft im Vorstand des Vereins für befangen erklären und nahmen an der Abstimmung nicht teil.


Ein Vielzahl von, teilweise unzulässigen, teilweise populistischen, Anträgen der Pirnaer Bürgerinitiativen, vorgetragen von  SR Heinrich zur Einsparung von finanziellen Mitteln verlängerte die Sitzung, sie wurden bis auf zwei  mit überwiegender Mehrheit abgelehnt. Er ertrug die ständige „Brüskierung“ seiner Vorschläge mit einem stoischem Lächeln.


Weit nach 23:00 wurde die Satzung für den Doppelhaushalt 2019/2010 mit den 3 Gegenstimmen der Pirnaer Bürgerinitiativen  beschlossen.


Was bleibt als Fazit: Für das wesentlichste Problem, die Unterstützung des Turnhallenbaus „zauberte“ die Verwaltung eine Lösung herbei, die kein Stadtrat auf dem Schirm hatte. Dann arbeiteten sich die Räte fast 4 Stunden an, im Vergleich zum Gesamtvolumen des Haushalts eher marginalen Beträgen ab und bekamen dann „gönnerhaft“ was sie wollten.


Für uns wesentlich: das Citymanagement wird finanziell gestärkt und wird im kommenden Zweijahreszeitraum sicher viel für die Belebung unserer Innenstadt tun.







Donnerstag, 8. November 2018

Im Stadtrat gelauscht


Am 6. November 2018 fand die 42. Sitzung des Stadtrats statt.

Eine umfangreiche Tagesordnung mit teilweise brisanten Themen deutete auf  eine längere Sitzung hin. Und wir wurden nicht enttäuscht.

Eingangs informierte der OB über die Gründung der Fraktion „ Pirna kann mehr - Blaue Wende" und die damit verbundenen Änderungen in der Besetzung der Ausschüsse. Nicht allzu aufregend, da aus der Presse ja hinlänglich bekannt. Die Auswirkungen auf die Sitzordnung waren marginal: In der letzten Reihe wurden die Stühle etwas enger gestellt, Thomas Mache rutschte einen Platz nach links und Ulli Kimmel setze sich rechts neben ihn. Nun habe ich einen linken Nachbarn, der tatsächlich von „links„ kommt.

„Nutznießer“ dieser Umbesetzung sind Franziska Kuhne und Ralf Wätzig, die jetzt komfortable Platzverhältnisse haben. Quasi Businessclass. Wenngleich ich den Verlust des Fraktionsstatus für Grüne und SPD echt bedaure, denn die Arbeit mit der Fraktion war immer konstruktiv und lösungsorientiert.

Sicherlich der in seinen unmittelbaren Auswirkungen auf alle Bürger wichtigste Tagesordnungspunkt der Veranstaltung war die Beschlussfassung zu den Trinkwasser- und Abwasserpreisen ab 1.1.2019.  Auf Antrag der Fraktion der „Pirnaer Bürgerinitiativen“ wurden die entsprechenden Tagesordnungspunkte vorgezogen und an den Anfang der Beschlussfassung gestellt. An sich kein Problem, bezeichnend nur, dass zwei Stadträte dieser Fraktion später vorfristig die Sitzung verließen und an den vielen weiteren Beschlussfassungen nicht mehr teilnahmen. Ein Schelm wer Arges dabei denkt. Tilo Kloss machte unter Zustimmungsbekundungen der verbliebene Stadträte dann seinem Herzen auch entsprechend Luft.

Die fraktionsangehörigen Stadträte hatten im Vorfeld bereits die Möglichkeit mit den Geschäftsführern der Stadtwerke das Thema eingehend zu besprechen, Fragen zu stellen und Erläuterungen zu erhalten. In der Sitzung des Strategie- und Finanzausschusses bestand dann nochmals Gelegenheit sich kundig zu machen. So hätte für alle Stadträte vor der Veranstaltung das Warum und Weshalb schon beantwortet sein können, und es wären im Rat nur noch ergänzende Fragen zu stellen gewesen. Hätte , wenn. Stadtrat Heinrich ließ sich seine Chance der Befragung und Meinungsäußerung , wie so oft, nicht entgehen und stellte in staatsmännischer Art die Fragen, die ihm - weniger publikumswirksam -  längst beantwortet worden sein könnten. Das ihn die Antworten nicht befriedigen würden war sowieso klar.

Die deutliche Mehrheit der Stadträte wusste die Versorgungssicherheit für unsere Bürger zu schätzen und stimmte den Preisveränderungen, die auf Kalkulationen nach Komunalabgabengesetz beruhen, zu.

Eine Mehrheit fand sich auch für den Antrag der CDU, die Beschlussfassung zur Gästetaxe von der Tagesordnung abzusetzen. Dabei war der Antrag bereits einmal in den Ausschuss zurückverwiesen worden. Nun heißt es nachbessern und noch einmal drüber nachdenken.

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Unsere Heimat - das versunkene Dorf Steinbrückmühle

Die Zeitungsberichte im Sommer hatten mich neugierig gemacht, allerdings waren die Enkelkinder nicht für einen Besuch des wiederaufgetauchten Dorfes zu begeistern. Ein Mittagessen bei Witwe Bolte wurde der Exkursion in die Vergangenheit vorgezogen.

Aber gestern bot sich die Chance. Auf dem Rückwege von einem Mandantentermin in Burkersdorf, bei schönstem Herbstwetter stand ich plötzlich an der weitestgehend leeren Talsperre Lehnmühle. Das Verbotsschild, den Stauraum nicht zu betreten ignorierte ich wie viele andere und wanderte los. Schon nach wenigen Mtern kam eine alte Brücke in Sicht, kein steinerner Bogen, eher eine Betonplatte.




In der Zeitung sah sie aber völlig anders aus, also einfach weiter auf festem Untergrund. Bäume und Strächer am Wegensrand blieben bald zurück und ich war da, wo seit mehr als 85 Jahren nur noch Wasser war. Die Baumstubben am Straßenrand wirkten als wenn die Bäume erst letzten Herbst gefällt worden wären.

Es war schon ein etwas merkürdiges Gefühl, auf einer Allee ohne Bäume zu wandern, auf der abgesehen von den Schaulustigen der letzten Wochen seit Jahrzenten keiner mehr gegangen, geschweige denn gefahren war. 

Und dann kam sie in Sicht, die echte Steinbrücke. Relativ klein und unscheinbar, aber irgendwie beeindruckend schön. Kaum vorstellbar, dass sich auf dieser Straße und über diese Brücke bis 1932 der gesamte Fahrzeugverkehr zwischen Wolkenstein, Olbernhau, Frauenstein und Bad Schmiedeberg abgespielt hat.



Mit etwas Phanasie konnte man in Feldsteinansammlungen Grundmauern abgerissener Häuser erkennen. Dem Vernehmen nach füllte sich die Talsperre im Frühjahr 1932 schneller als geplant und die letzten Bewohner mussten mit Booten aus ihren Häusern gerettet werden,



Heimatkunde zum Anfassen an einem wunderschönen Donnerstagabend.



Ich glaube, ich komme noch einmal her, bevor alles wieder versinkt.























Donnerstag, 20. September 2018

Neues aus dem Stadtrat zu Pirna

Geschüttelt - nicht gerührt

Stadtrat Thomas Mache hat mir heute Mittag mitgeteilt, dass er die Fraktion Wir für Pirna - Freie Wähler  mit sofortiger Wirkung verlässt und sich der Bürgerbewegung Pirna kann mehr um Tim Lochner anschließt.

Im  Lokalfernsehen war zu erfahren, dass Stadtrat Ulli Kimmel (SPD) Partei und Fraktion  verlassen hat und sich gleichfalls PKM anschließt die damit - zu Lasten der SPD - den Fraktionsstatus erlangt.

Im Stadtrat wird sich dadurch hinsichtlich der Besetzung der Ausschüsse einiges ändern, aber ein Erdbeben ist es nicht. Aber geschüttelt wird der Stadtrat schon.

Wir bedanken uns bei Thomas Mache für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahren und wünschen ihm und seinen neuen Fraktionskollegen für die zukünftige Stadtratsarbeit viel Erfolg. Wir für Pirna - Freie Wähler sind weiterhin  bereit mit allen Fraktionen  konstruktiv im Sinne unserer Bürger zusammen zu arbeiten.

Donnerstag, 13. September 2018

Industriepark Oberelbe - Chance und Risiko

Der Stadtrat hat sich am 11. September erneut mit dem Projekt „Industriepark Oberelbe“ befasst. Unmittelbarer Anlass war der Wunsch der Verwaltung, zusätzliche, bisher nicht geplante Mittel aus dem laufenden Haushalt in Höhe von  326.568 Euro zur Finanzierung der Umlage für den IPO bewilligt zu bekommen. Damit verbunden war auch die Information über die voraussichtlichen Folgekosten von  553.242 Euro in 2019, 654.006 Euro in 2020 und  717.972 Euro in  2021. (BVL-18/0922-20.1). Die Mittel für das laufende Jahr  wurden letztlich - auch mit meiner Stimme - bewilligt. Vorausgegangen war eine intensive Diskussion im Rat vor dem Hintergrund unserer beschränkten finanziellen Spielräume um das Für und Wider des Vorhabens. 

Hierzu einige Fakten

Machbarkeitsstudie und Diskussion in den beteiligten Kommunen

Am 4. Mai  im Stadtentwicklungsausschuss und am 20. Juni  2017 wurde im Stadtrat Pirna eine Machbarkeitsstudie zu einem interkommunalen Gewerbegebiet vorgestellt. (IVL-17/0258-61.1) Parallel dazu wurde das Projekt den Stadträten Dohna und Heidenau vorgestellt und sodann öffentlich diskutiert. Die Studie ist  im vollen Umfang im Ratsinformationssystem der Stadt Pirna nachlesbar.

Das Geschäftsmodell

Die beteiligten Gemeinden Pirna, Heidenau und Dohna gründen zur Umsetzung des Vorhabens einen Zweckverband. Dieser erwirbt die benötigten Flächen von den Eigentümern, erschließt sie im Rahmen eines Gesamtplans und veräußert sie anschließend an Investoren. Die Finanzierung des Ankaufs und der Erschließung erfolgt über vom Zweckverband aufzunehmende Darlehen und Fördermittel des Freistaats. In Rede stehen Gesamtaufwendungen von etwas mehr als 100 Mio Euro und Fördermittel von 80 Mio Euro. Aus dem Verkauf der Flächen werden die aufgenommenen Darlehen zurückgeführt. Die gewerblichen Ansiedlungen schaffen Arbeitsplätze und generieren Gewerbesteuereinnahmen für die Mitgliedsgemeinden des Verbandes.

Der zeitliche Horizont reicht weit in die Zukunft. Für Erschließung und Verkauf werden mehrere Jahre kalkuliert. Auch die sich anschließende Ansiedlungsphase wird mehrere Jahre dauern, zumal aktuell konkrete potenzielle Investoren noch nicht feststehen. Also gehört auch  ein gehöriges Stück Vision zu diesem Vorhaben.

Beschlüsse der Stadträte in Pirna, Heidenau und Dohna

Mit diesem Wissenstand,  in bestmöglicher Abwägung der Chancen und Risiken und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Fördermöglichkeiten des Freistaats nicht auf unbestimmte Zeit bestehen werden,  wurden in den beteiligten Städten die Grundsatzbeschlüsse zur Gründung des Zweckverbands und damit zum Beginn dieses anspruchsvollen Vorhabens gefasst. 

Im Stastrat Pirna wurde diese Entscheidung am  28.11.2017 getroffen.

Aufgrund des seinerzeitigen Informationsstandes waren unmittelbare Auswirkungen auf die kommunalen Haushalte nicht geplant, Die planmäßige  Finanzierung des Zweckverbandes über Darlehensaufnahmen und Fördermittel erschien gesichert.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Wie so oft im Leben zeigt sich im Laufe der Zeit, dass nicht alles so abläuft wie es geplant war. Symptomatisch dafür ist der nicht ganz ernst gemeinte Spruch: „Dieser Betrieb arbeitet ohne Gewinn - das war nicht so geplant, aber das hat sich so ergeben.“

Also heißt es flexibel sein. Flexibilität und Kreativität sind  ja bekanntlich Eigenschaften,  die die Ostdeutschen im Allgemeinen und die Sachsen im Besonderen auszeichnen.

In diesem Fall heißt  das für  Pirna, den sich im Zweckverband ergebenden, zunächst nicht geplanten, Finanzbedarf in Höhe unseres Anteils am Zweckverband aus dem laufenden und den zukünftigen Haushalten vorzufinanzieren. Ursächlich für diesen Finanzbedarf sind nicht förderfähige Aufwendungen und zeitlich nicht wie geplant zufließende Fördermittel. Umstände die ärgerlich sind, aber das Gesamtvorhaben nicht ernsthaft in Frage stellen sollten.

Sicherlich kann man jetzt sinnieren, ob die Verwaltungen der beteiligten Gemeinden das Vorhaben gründlich genug vorbereitet hatten oder ob die Stadträte zu blauäugig waren, aber das ändert am Sachverhalt zunächst nichts. Wir stehen am Anfang und es können noch immer viele Dinge passieren, die jetzt noch nicht erkennbar, aber mit dem Willen der beteiligten Kommunen lösbar sein werden.

Und Nenas deshalb hat die Stadtratsfraktion „Wir in Pirna - Freie Wähler“ eine öffentliche Sondersitzung des Stadtrats beantragt, in der alle vorhandenen  Informationen zum Vorhaben nochmal detailliert und transparent dargestellt und Szenariorechnungen des Vorhabens vorgestellt werden, damit sich jeder ein möglichst vollständiges Bild von den einzelnen Phasen der Planung und Entstehung des IPO, ihren Chancen und Risiken machen kann.

Diesem Antrag hat der Stadtrat im Zusammenhang mit der Bewilligung der Haushaltmittel für 2018 zugestimmt. Unser erklärter Wille ist es, die Chance für den IPO zu nutzen ohne wesentliche Einschnitte und Kürzungen an den übrigen aktuellen Projekten  des Haushalts vornehmen zu müssen.

Ein Wort zum Schluss

Am 11. September stand ein weiterer Beschluss zum IPO auf der Tagesordnung: Ein Antrag der Linkspartei zur ausschließlich friedlichen Nutzung des Parks. Zugegebenermaßen bei einer eventuellen Umsetzung kaum zu Händeln und schwer zu kontrollieren. Aber ein Zeichen! Ein kaum den Sinn des Antrags treffender Kompromissvorschlag der Verwaltung wurde von den Antragstellern nicht akzeptiert, ein von mir vorgeschlagener Kompromiss nicht einmal für diskussionswürdig erachtet. Und so kam es wie es kommen musste, es fand sich keine Mehrheit für einen Beschluss zur ausschließlich friedlichen Nutzung des IPO. Schade!